MATTERHORN + HORIZONTE – kunstkatalog – ausstellung

kunstkatalog text:  riitta thorens-hietanen

kunstkatalog publisher: daniel blaise thorens fine art gallery ag

kunstkatalog design:  Susanne Minder, switzerland

artworks: © Peter Gartmann, switzerland

 

 

Der Basler Fotograf Peter Gartmann konzentrierte sich in seinem Werk in den letzten drei Jahren vor allem auf Landschaftsthemen. Und vor allem auf zwei Motive: das Matterhorn und den Horizont.

 

 

Matterhorn

Mit der Matterhorn-Serie tastet er sich an eine mythische Schweizer Ikone heran. Er präsentiert uns das Schweizer Symbol überhaupt, das Sinnbild der Schweiz, welches wir aus unzähligen Zusammenhängen in den Massenmedien und in den verschiedensten visuellen Kontexten kennen. Das Wahrzeichen der Schweiz scheint in der Werbung für die Lebensmittelindustrie, Banken und Bahnen omnipräsent zu sein.

 

Peter Gartmann will sich aber von der Symbolkraft dieses Ursymbols distanzieren. Er nähert sich einem Urberg, einem archaischen Bergmassiv von grossartiger, perfekter Monumentalität. Er schafft seinen eigenen Berg, welcher sich je nach Farbgebung stolz, klar, distanziert und übermächtig präsentiert. Oder welcher dann wieder beinahe lieblich verträumt dasteht – in einer rosa Abend- oder Morgendämmerung. Die lumineszente, kontrastierende Farbgebung verfremdet dies noch zusätzlich.

 

Bei näherer Betrachtung ist der isolierte Berg aber gar nicht mehr das Matterhorn, sondern ein leuchtendes, fluoreszierendes Objekt vor einem stahlblauen Himmel. Er verliert an Konturen und Struktur und wird pyramidal skulptural. Die Monumentalität löst sich auf und wir entdecken auch malerische, akzentuierte Details – Fragmente einer farbigen Dichte. Kleine Höhen und Tiefen, die eine prägnante Plastizität hervorrufen.

 

Peter Gartmann setzt sich mit unseren Sehgewohnheiten auseinander. Auf den ersten Blick scheint jedes Werk gleich, doch fallen deutliche Unterschiede auf. Mal ist der Blickwinkel nach links verschoben, mal nach rechts und dann ist der Berg wieder ganz zentriert in die Bildmitte gestellt. Der Fotograf variiert und experimentiert mit dem Bildausschnitt und komponiert das Dreieck des Matterhornmassivs jedes Mal neu.

 

Jeder Blickwinkel ist sorgfältig ausgewählt, um Nähe oder Distanz zu evozieren. Jede neue Fassung bringt das beliebte Motiv anders zur Geltung. Die Bergbilder oszillieren zwischen Schärfe und Unschärfe.

 

Mal betrachten wir den Berg weit weg in der Ferne hinter einer schwarzen Bergwand, mal sind wir direkt vor dem Berg, auf Augenhöhe. Die direkte Vertikalität bringt eine ganz andere Dynamik ins Bild. Die Präsenz des Himmels reduziert sich und das massive Gestein rückt in den Vordergrund.

 

Das serielle und repetitive des Bildthemas der grossformatigen Fotoserie intensiviert die Bildwirkung. Durch die Wiederholung wird die Serie konzeptuell und dadurch zu einem Tagebuch der eigenen künstlerischen Reflexion.

 

 

Horizonte

Das zweite Bildthema, welches Peter Gartmann die letzten Jahre beschäftigte, ist der Horizont. Wenn die Matterhorn-Darstellungen durch ihre monumentale Grösse und farbige Prägnanz auffallen, bringt nun die Fotoserie „Horizont“ eine ganz neue, zart atmosphärische Dimension in sein Werk.

 

Auch hier ein Thema, welches zahlreiche Künstler beschäftigt hat. Die stimmungsvollen „Seestücke“ von Gerhard Richter (geb. 1932) oder die melancholisch-schönen Schwarz-Weiss-Fotografien von Hiroshi Sugimoto (geb. 1948) sind nur einzelne Beispiele. Peter Gartmann hat Serien von farbiger Intensität und stimmungsvoller Schönheit geschaffen, die teilweise überraschend malerisch daherkommen.

 

Bei den menschenleeren Naturimpressionen von Sonnenaufgängen und -untergängen wechseln sich die Abstraktion und die Gegenständlichkeit ab. Die horizontalen, wiederholten Farbelemente rhythmisieren das Bildgeschehen, sodass man fast von einem „landschaftlichen Formenrhythmus“ à la Ferdinand Hodler sprechen kann.

 

Es sind Farbstudien von Himmel und Meerbildern, mal mit einem verfremdenden, mal naturgetreuen Kolorit. Der bleierne Himmel und die schweren Wolken mit einem Lichtstreifen wirken kontemplativ. Peter Gartmann versteht es ausgezeichnet, die verschiedensten Wetter- bedingungen und Lichtverhältnisse einzufangen.

 

Der Fotograf wendet sich einer anonymisierten Landschaft zu, die wir in keiner Weise identifizieren können. Gerade die Losgelöstheit von geografisch identifizierbaren Merkmalen oder Kennzeichen macht die Bilder zu schönen, atmosphärischen Kompositionen. Doch erlaubt uns die Präsenz des Horizonts eine räumliche Orientierung.

 

Der Betrachter verliert sich in den Traumbildern. Schwer zu erkennen, wo der Himmel anfängt, wo das Wasser aufhört. Peter Gartmann spielt mit der Horizontlinie. Die Linie zwischen Himmel und Erde verschiebt sich kompositionell mal nach unten, mal nach oben. Jegliche Assoziation an die Umgebung wird dem Rezipienten verwehrt, keine erkennbaren topografischen Einzelheiten sind zu erkennen. Will er uns dadurch eine Illusion einer imaginären Traumlandschaft vermitteln? Sind seine Horizonte doch romantische Sehnsuchtsbilder? Ein Symbol für Freiheit und Ferne – für ein „paradise lost“ . . .

 

 

Peter Gartmann beweist mit seinen beeindruckenden Landschaftsfotografien, dass die Fotografie kein Hilfsmittel oder eine Vorlage zur Zeichnung oder zur Malerei mehr ist, sondern definitiv eine autonome Kunstgattung. Eine Kunstgattung, die heute trotz oder gerade wegen ihrer technischen Möglichkeiten ein uraltes Motiv verwandeln, weiterführen und weiterentwickeln kann.

 

Präzision, Schärfe und Perfektion kennzeichnen seine fotografischen Arbeiten. Auch wenn er an einem klassischen Thema der Kunstgeschichte „Landschaft“ festhält, so beweist er auch, dass es möglich ist, sie ganz neu zu interpretieren. In den Matterhorn- und Horizont-Darstellungen bringt er durch seine intensiven Farbvariierungen erstaunlich viele neue Schichten und Reflexionen hervor.

 

Peter Gartmann lotet die Grenzen der Fotografie aus und experimentiert mit der Farbe und der Komposition. Mit den neuen Landschaftsfotografien dokumentiert er eindrücklich, dass man ein bekanntes Thema mit einem frischen und neuen Blick zeitlos, unbefangen und zeitgenössisch präsentieren kann.

 

 

Riitta Thorens-Hietanen, lic. phil. I, Kunsthistorikerin

daniel blaise thorens fine art gallery

 

 

 

artworks – matterhorn

size 80 x 80 cm – framed

unique items 1/1

 

 

 

artworks – horizonte

size 64 x 102 cm – framed

unique items 1/1

 

 

 

 

 

 

 

artworks – matterhorn – by peter gartmann

 

artworks – horizons – by peter gartmann

 

 

 

artworks – matterhorn – by peter gartmann – art picture collection susanne minder

 

artworks – horizonte – by peter gartmann – art picture collection susanne minder

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